Was Corona tatsächlich für mehr Digitalisierung getan hat

Was Corona tatsächlich für mehr Digitalisierung getan hat

Durch die Corona-Pandemie haben Unternehmen in Sachen “digitale Prozesse” einen erheblichen Schub erlebt. Recht schnell wurden neue Möglichkeiten der Digitalisierung gefunden, um remote work und Home-Office zu ermöglichen. Hier standen besonders die Implementierung von Tools, für etwa die tägliche Kommunikation und Videokonferenzen und der vermehrte Einsatz von mobilen Endgeräten im Vordergrund. Aber wie sehr hat die Corona-Pandemie darüber hinaus tatsächlich zu einem Digitalisierungsschub in den Unternehmen geführt?

Luisa Schuchard • 08.07.2021

Der Digitalisierungsindex Mittelstand 2020/2021 der Deutschen Telekom konstatiert, dass gerade durch die Corona-Pandemie viele Unternehmen erkannten, wie wichtig die Prozessdigitalisierung für die Produktivität des Unternehmens ist. Auch wurde den Unternehmen bewusster, welchen steigenden Stellenwert mobiles und flexibles Arbeiten hat. Zusätzlich wurde der Kontakt zu Kunden weitestgehend digital aufrechterhalten. Hier setzten Unternehmen auf die Nutzung digitaler Kanäle, auf soziale Netzwerke und Beratungsleistungen per Chat oder Video.

Nur ein kurzfristiger Schub?

Laut Telekom-Studie ist der Digitalisierungsindex um zwei Punkte zum Vorjahr auf 58 gestiegen. Das liege wohl vor allem an der durch die Corona-Pandemie ausgelösten nötigen digitalen Veränderung für die interne und externe Kommunikation. Um das Tagesgeschäft aufrechtzuerhalten, setzten Unternehmen auf schnelle digitale Lösungen und Technologien – wie eben die Einführung von Kommunikations- und Videotools. Nur knapp ein Drittel gaben an, dass während dieser Zeit kurzfristig wichtige Prozesse digitalisiert wurden.

Auch der KfW-Digitalisierungsbericht verdeutlicht, dass schnelle digitale Transformationen in erster Linie als Krisenbewältigung eingeführt wurden. Vor allem Unternehmen, die deutlich von der Krise betroffen sind, haben ihre digitalen Anstrengungen ausgeweitet. Hier handle es sich aber nicht um langfristige, strategische Vorhaben, sondern um schnell umsetzbare Schritte, die rasch greifen.

Digitale Transformationen bleiben aus

Das Fazit dieser Untersuchungen ist Folgendes: Zwar haben sich die Unternehmen schnell an die Situation in der Pandemie angepasst und somit auch einen gewissen Grad an Digitalisierung erreicht, tiefgreifende und zukunftsorientierte digitale Transformationen blieben jedoch in den meisten Unternehmen aus. Gründe dafür sind unter anderem ein hoher Aufwand bei der Umstellung von Systemen und Prozessen, hohe Kosten und auch fehlende zeitliche Ressourcen.

Während in einigen Bereichen neue digitale Technologien vorangetrieben wurden, bremsen vor allem finanzielle Engpässe andere Bereiche aus. Einige Unternehmen werden aufgrund der aktuellen Lage zu Sparmaßnahmen gezwungen, die sich überdurchschnittlich häufig auf die IT-Budgets auswirken. Unterstrichen wird dies durch beide Studien: Kleine Mittelständler sind häufiger und heftiger von den Krisenauswirkungen existenziell betroffen und rücken somit die Digitalisierung auf ihrer Prioritätenlisten nach unten. Hingegen konnten große Mittelständler und Unternehmen, die bereits ein hohes Maß an digitalen Prozessen vor der Pandemie eingeführt hatten, auch während und nach der Pandemie ihre Digitalisierungsbestrebungen ausweiten. Die Digitalisierungsschere scheint somit durch Corona noch weiter auseinandergegangen zu sein.

Es ist noch Luft nach oben

Offensichtlich ist, dass die Corona-Pandemie nur auf den ersten Blick einen Schritt nach vorne in Richtung Digitalisierung gemacht hat. Der eigentliche Schub, den sie hätte auslösen können, ist jedoch ausgeblieben.

Zwar wurden mit der Umstellung auf Home-Office und der damit nötigen Umsetzung auf digitale Prozesse eine gute Basis geschaffen, jetzt müssen jedoch auch tiefgreifende und langfristige Änderungen in Angriff genommen werden. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Digitalisierung auch zukünftig und dauerhaft eines der wichtigsten Erfolgsgaranten für Unternehmen ist. Daher gilt, auch nach der Pandemie das Thema nicht aus den Augen zu verlieren und hierfür vermehrt Ressourcen freizumachen.

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Photo Credit: mohamed_hassan